Der 20. März 1983 war ein großer Wendepunkt in der politischen Arbeit des Südtiroler Heimatbundes (SHB), berichtet der Obmann Roland Lang.
An diesem Tag vor 40 Jahren beschloss die erweiterte Bundesversammlung des SHB, sich ab nun mit eigenen Kandidaten den kommenden Wahlen zu stellen.
Seit der Gründung des Heimatbundes im Jahr 1974 standen die Themen der Rehabilitierung der politischen Häftlinge und die Löschung der schweren Hypotheken, die auf den Höfen und dem Besitz der Freiheitskämpfer lasteten, im Vordergrund. Natürlich war diesen Frauen und Männern, die für die Heimat so große Opfer gebracht hatten, die volkstumspolitische Zukunft Südtirols ein großes Anliegen.
So öffnete sich der SHB bereits einige Jahre nach dessen Gründung auch Tirolern, die für die Selbstbestimmung eintraten, aber nicht politisch inhaftiert gewesen waren. Damit wurde der Heimatbund immer breiter aufgestellt und versuchte dementsprechend, die Südtiroler Volkspartei (SVP) und deren Parteiobmann Silvius Magnago zu einer entschiedeneren Politik gegenüber Rom zu bewegen.
Zahlreiche Treffen zwischen Delegationen der SVP, angeführt von Magnago, und jenen des SHB mit unter der Leitung des ehemaligen Freiheitskämpfers und politischen Häftlings Hans Stieler, sowie die Arbeit einer paritätischen Kommission führten zu keiner Einigung. Klar formulierte Resolutionen zur Ortsnamensgebung und zum Selbstbestimmungsrecht wurden zumeist zur SVP- Landesversammlung gar nicht zugelassen.
Vom SHB wurde bei allen Treffen die Rede- und Handlungsfreiheit für Kandidaten gefordert, die sich mit den Zielsetzungen des Heimatbundes einverstanden erklärten. Dies war für den SHB die unabdingbare Bedingung einer gemeinsamen Liste. Magnago lehnte dies kategorisch ab.
Die Weichen zu der Kandidatur eines eigenen Wahlverbandes wurden dann von den Mitgliedern am 20. März 1983 im Grieser Kulturheim gestellt. Nach dem politischen Bericht des Obmannes Hans Stieler wurde den Mitgliedern der erweiterten 9. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes eine Resolution vorgelegt, , die eine eigene Kandidatur bei politischen Wahlen empfahl. Darüber entstand eine lange, zum Teil heftige Diskussion.
Der Beschluss, „sich bei kommenden politischen Wahlen mit eigenen Kandidaten zu stellen“ wurde durch den Zusatz ergänzt: „Der Südtiroler Heimatbund ist der Erstellung gemeinsamer Listen mit anderen politischen Kräften nicht abgeneigt, vorausgesetzt dass den SHB-Kandidaten in allen Fragen der Selbstbestimmung volle Rede- und Handlungsfreiheit gewährleistet wird“.
Der Beschluss wurde dann von 80 Prozent der Anwesenden angenommen. Für viele Jahre sollte der SHB nach diesem denkwürdigen 20. März 1983 den Südtirolern die Möglichkeit bieten, bei Wahlen den Weg zur Selbstbestimmung zu unterstützen.
Der damalige Bundesobmann Hans Stieler, Dr. Eva Klotz, Dr. Ing. Josef Kamelger, Sepp Mitterhofer, Hans Stampfl, um nur einige zu nennen, haben sich die Entscheidung für diesen politischen Weg sicher nicht leicht gemacht.
Heute, 40 Jahre später und in der damaligen Situation kann ich aber diesen Beschluss, den ich damals selbst mitgetragen habe, nur als richtig empfinden. Ohne diese damalige Entscheidung wäre das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler längst in Vergessenheit geraten. Zum Schaden für unsere Heimat!
Ein besonderer Dank gebührt hier vor allem auch Frau Dr. Eva Klotz, die als unsere Landtagsabgeordnete dafür gesorgt hat, dass das große Ziel der Selbstbestimmung und Landeseinheit ein öffentlich erörtertes Thema blieb. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass die ideelle „Flamme der Freiheit“ nicht erlosch. Dafür sei ihr ein herzliches „Vergelt’s Gott!“ gesagt.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB)
Foto. Der damalige Obmann des Südtiroler Heimatbundes Hans Stieler war eine der treibenden Kräfte für die Kandidatur. Im Bild vor seinem geliebten Steingarten in Bozen