Verhaftung der Pfunderer Buam am 16. August 1956: Letzter Auslöser des Freiheitskampfes in Süd-Tirol

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logo_shb_350.jpgVor 55 Jahren, am 16. August 1956, wurden im Pusterer Bergdorf Pfunders 14 junge Burschen wegen Mordverdachts verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, den Zollbeamten Raimondo Falqui nach einer Wirtshausrauferei ermordet zu haben. Trotz des Obduktionsberichtes von Professor Franchini (Gerichtsmedizin Padua), der an der Leiche Falquis keine Tötungsabsichten feststellen konnte. Auch der Arzt Dr. Karl Kofler, der die Leiche Falquis als erster gesehen hatte, wurde nie befragt! In einem politischen Schauprozess wurden 8 der 14 Verhafteten zu enormen Kerkerstrafen verurteilt! Der Pfunderer Prozess war der letzte Auslöser für den Beginn des Freiheitskampfes.

Beim Prozess forderte Rechtsanwalt Vigilio Dadea als Nebenkläger in
blindem Nationalismus für die Burschen die höchsten Gefängnisstrafen mit
der Begründung:

„… könnten diese Delinquenten die alle noch sehr jung sind, ja die
Hoffnung haben, so in zehn Jahren, wieder aus dem Gefängnis entlassen zu
werden, wieder in ihr Land zurückkehren, um neue Verbrechen zu begehen
zu dürfen, als eben die unumschränkten Herren dieses Landes, in das die
Italiener nicht mit Gewalt, sondern Dank jener höheren Kräfte gekommen
sind, die die Dinge der Welt regeln. Denn die Italiener begehen keine
Gewalttaten!“



Die Leitung der SVP stellte zum Urteil gegen die Pfunderer fest:
 

„Mit tiefer Anteilnahme hat das ganze Südtiroler Volk den Prozess gegen
die Bauernburschen aus Pfunders …. verfolgt … Sie steht aber fassungslos
vor dem nationalen Haß, der bei der Verhandlung zum Ausdruck gekommen
ist. …“



Die Urteile am 27. März 1958 lauteten von Lebenslänglich mit einjähriger
Einzelhaft (!) für Alois Ebner bis 1 Jahr und 10 Monate für Johann
Huber. Insgesamt wurden die Burschen zu 83 Jahre und 10 Monate Haft
verurteilt.  


Der letzte Auslöser für den aktiven Widerstandes gegen Italien war
durch dieses gegen alles Tirolerische gerichtete Urteil gelegt!


Hans Stieler, Anführer der ersten Gruppe der Freiheitskämpfer, stellte Jahre später rückblickend fest:

„Im Sommer 1956 geschah dann die Tragödie von Pfunders, in deren
Zusammenhang ein Dutzend Pfunderer Burschen verhaftet wurden ….Dieses
Vorgehen heizte zusätzlich die an und für sich schon stark angespannte
Stimmung an, was unsererseits ein Aktivwerden mittels Anschlägen
auslöste“.
 


Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

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