Der Tiroler Priester wurde 21. August 1942 im Zuchthaus in Brandenburg-Görden enthauptet.
Ein Märtyrer der Tiroler Gewissenstreue, so Heimatbundobmann Roland Lang.
Am Sonntag, den 21. August 2022, jährt sich zum 80. Mal der Todestag des Pallottinerpaters Franz Reinisch. Daran erinnert der Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB), Roland Lang.
Der Geistliche hatte 1942 sich nach seiner Einberufung zur Wehrmacht geweigert den Fahnen- und Treueeid auf Adolf Hitler abzuleiten. Daraufhin wurde er verhaftet und, wie der Südtiroler Publizist Günther Rauch in seinem im Athesia Verlag erschienen Buch „Lautlose Opfer“ sehr eingehend beschrieben hat, in derselben Haftanstalt in Brandenburg-Görden bei Berlin hingerichtet, wie 1944 der Bozner Antifaschist Stefan Valentinotti und der Priester Johann Steinmayr aus St. Magdalena in Gsies.
Franz Reinisch war 1903 in Feldkirch-Levis in Vorarlberg als Kind von Franz Reinisch sen. und Marie Huber geboren. Seine Kindheit verbachte er in Bozen und Bruneck. Seine zwei Schwestern, Josefa und Johanna (Hanni) Reinisch, kamen in Bozen auf die Welt. Der Vater Dr. Franz Reinisch sen. war in der Talferstadt beim österreichischen Finanzamt als k.k. Steuerinspektor tätig und stand seit März 1904 der Steuerschätzungskommission des Bezirks Bozen und Umgebung vor. Während seiner Bozner Zeit überstand der junge Franz Reinisch eine schwere Krankheit. Ende 1906 wurde der Vater zum Leiter des Steuerreferates von Bruneck ernannt. Das Pustertal ist das Ursprungstal des in allen Windrichtungen zerstreuten Geschlechts der Reinisch.
Die Pflichtschule besuchte der junge Franz Reinisch in der Rienzstadt.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges übersiedelte die Familie im Herbst 1914 von Bruneck nach Hall in Tirol. Der Vater war in Innsbruck zum neuen Oberfinanzrat der Finanzlandesdirektion für Tirol und Vorarlberg ernannt worden. Ein der engsten Freunde der Familie Reinisch war der katholische Geistliche und Politiker Franz Kolb, der im Nationalrat in Wien immer wieder auf das große Unrecht hinwies, das Südtirol seit 1918 widerfuhr.
Franz Reinisch jun. besuchte in Hall das Franziskanergymnasium und absolvierte dann in Innsbruck an der Leopold-Franzsens-Universität das Studium der Rechtswissenschaften. Bereits damals trat der junge Jusstudent mit der katholischen Schülerverbindung Sternkorona und der Schönstattbewegung in Erscheinung.
Nach längerem Ringen, einer klaren Berufung folgend, entschied sich Franz Reinisch 1923 für den Priesterberuf. Demzufolge begann er mit 22 Jahren am Priesterseminar in Brixen das Studium der Philosophie und Theologie. Am Festtag Peter und Paul 1928 wurde vom Brixner Weihbischof Sigismund Waitz im Innsbrucker Dom zum Priester geweiht und feierte in Wilten die Primiz. Noch im selben Jahr trat er in den Orden der Pallottiner ein. Wegen seines mutigen Bekenntnisses zur Kirche und klarer Stellungnahme zu Mussolini und Hitler erhielt er 1940 Predigtverbot durch die Gestapo. Das war nur der Anfang seines Kreuzweges. Als er dann 1942 den Befehl zum Eintritt in den Wehrdienst des Deutschen Reiches erhielt, bezog Reinisch aus Gewissensgründen ganz offen Opposition gegen das NS-Regime:
„Ich kann als Christ und als Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten. Es muss Menschen geben, die gegen den Missbrauch der Autorität protestieren; und ich fühle mich berufen zu diesem Protest.“
Es gab für den Pater kein Wenn und Aber, der Weg des Widerstandes war vorgezeichnet. Reinisch war bereit, sein Leben zu geben, denn ein Leben in Unfreiheit und gegen seine christlich-katholische Weltanschauung hielt er für wertlos. Daraufhin wurde Reinisch verhaftet und nach Berlin gebracht, wo er von Mai bis August 1942 in der Strafanstalt Tegel eingesperrt saß. Am 7. August kam er vor das Freislerische Volksgericht, um vierzehn Tage später in Brandenburg guillotiniert zu werden.
Die katholische Kirche nahm Pater Franz Reinisch im Jahr 1999 als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts auf. Am 28. Mai 2013 wurde in Trier im Beisein von Bischof Stephan Ackermann der Prozess zur Seligsprechung von Franz Reinisch eröffnet.
Für den Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang, ist Pater Franz Reinisch ein Märtyrer der Gewissenstreue. Mit vielen anderen Tirolern ist er ein Beispiel, wie stark der Mensch sein kann, wenn er für seine Überzeugung und für die Freiheit und Selbstbestimmung seines Volkes lebt.
Nicht umsonst, so Roland Lang, war der beliebteste Wahlspruch von Pater Reinisch: „Unschlagbar wie die Berge unserer Heimat Tirol, steht unser Glaube“ Reinisch war ein guter Tiroler und hat sein Heimatland über alles geliebt. Er soll daher Beispiel sein, für die Treue zum Erbe unserer Väter und für mehr Überzeugung und mehr Mut im täglichen Kampf für Südtirols Zukunft ohne den Nationalstaat Italien, so Roland Lang.
Der Südtiroler Heimatbund (SHB) wird im Rahmen der vom Gedenkkomitee KZ-Campo d’Isarco am 1. September um 19.30 Uhr beim KZ-Gedenkstein in Blumau organisierten Gedenk- und Mahnwache gegen Krieg und Faschismus mit der Anzündung einer Kerze an den Märtyrertod des Priesters Franz Reinisch und an alle Opfer der Diktaturen erinnern.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes