Gedenkwache für die Opfer von Totalitarismus und Nationalismus

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Am Freitag, 1. September um 19.30 Uhr in Blumau 

Anlässlich des Gedenkens an den 84. Jahrestag des Beginns des 2. Weltkrieges am 1. September 1939, einer der schrecklichsten Kriege der Menschheitsgeschichte mit mehr als 55 Millionen Toten, hält auch heuer wieder das aus einzelnen Persönlichkeiten und Vertretern der Heimatverbände zusammengesetzte Blumauer Gedenkkomitee „KZ-Campo di concentramento Prato d’Isarco“ am Freitag-abends, den 1. September vor dem KZ-Gedenkstein in Blumau eine Gedenk- und Mahnwache ab.

Der in der Breiener Straße, am Rande des früheren Brauhauses und Konzentrationslagers stehende Gedenkstein ist im September 2018 auf Initiative des Karneider Gemeinderates Karl Saxer in Zusammenarbeit mit der damaligen Bürgermeisterin Martina Lantschner und den Traditionsverbänden aufgestellt worden. Er erinnert an das im Auftrag von Benito Mussolini vom Armeekorps- und Milizen-Kommando und der Präfektur errichtete und geführte faschistische Konzentrationslager. Von Neujahr 1940 bis September 1941 waren in diesem Lager abwechselnd Tausende von halbverhungerten Regimegegnern aus den Balkanländern, vor allem Slawen und Griechen, und Kriegsgefangene aus den alliierten Commonwealth-Staaten, also Menschen eingesperrt, deren Nationen 1945 Europa vom Faschismus befreiten.

Das kaum 80 Kilometer vor der Brennergrenze und wenige Schritte vor dem Zugbahnhof auf dem 12 Hektar großen Wirtschaftsgelände der ehemaligen Bierbrauerei Blumau geschaffene Konzentrationslager findet sich in allen offiziellen Dokumenten und Papieren des italienischen Kriegs- und Innenministeriums, Vatikans, Internationalen Roten Kreuzes in Genf oder des Memory-Museums in Australien unter der KZ-Bezeichnung „Campo di concentramento Prato d’Isarco“, auf englisch „The concentration camp Prato Isarco”.

Der Plan der Kriegstreiber in Italien mehrere Konzentrationslager, darunter das KZ in Blumau, zur Internierung als „staatsfeindlich“ eingestufte Personen, zu errichten, war stillschweigend lange vor der am 23. Juni 1939 zwischen den Schwarz- und Braunhemden vereinbarten Aussiedlung der Südtiroler aus ihrem Heimatlande und vor dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen beschlossen worden. Das belegt nicht nur der frühe Besitzwechsel des Brauereigeländes in Blumau und von Grundbesitz in der Bozner Reschen-Straße, in Eigentum der italienischen Reichsarmee, sondern auch ein Rundschreiben des Innenministeriums vom 8. Mai 1940, Nr. 44/122267 mit „Vorschriften für die Konzentrationslager und Verbannungsorte“ („prescrizioni per i campi di concentramento e le località di confino“). Grundlage dafür waren die bereits seit Juli 1938 in Kraft getretenen Polizei- und Kriegsgesetze.

Zur Bewachung der im von hohen Mauern und Stacheldraht eingekreisten KZ gefangen gehaltenen Menschen waren abwechselnd Tag und Nacht über 66 Scharfschützen im Einsatz. Bei einem Teil dieser Wachsoldaten handelte es sich um Angehörige der Alpini-Division Pusteria, die an Völkermorden in den Balkanstaaten beteiligt waren. Viele Internierte waren unter schweren Umständen zum Bau der Völser und Ausbau der Brennerstraße und zur Fertigstellung des Virgltunnels eingesetzt gewesen.

Der faschistische Adler und das Liktorenbündel am Südausgang des Virgltunnels oder der Quaderstein mit dem Faschistenrelief in der Stahlbetonwand der Steinschlaggalerie nördlich von Atzwang, belegen deutlich daran, wer damals die Herren im Lande waren.

Darin zu erinnern ist in heutiger Zeit mehr als wichtig, wo doch auch hierzulande wieder große Gefahren auf das Existenzrecht und das Recht auf Selbstbestimmung der deutschen und ladinischen Volksgruppe lauern und antidemokratische und antisüdtirolerische Bestrebungen unter neuem Gewand auftreten.

Die Gedenk- und Mahnwache durch eine Delegation des Gedenkkomitees wird am Freitag. 1. September, um 19.30 Uhr vom Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB), Roland Lang, eröffnet. Der Landeskommandant-Stellvertreter des Südtiroler Schützenbundes Major Christoph Schmid und der Publizist und Buchautor Günther Rauch werden dann im Andenken an die Südtiroler Opfer für Heimat und Freiheit zwei Kerzen anzünden und beim Gedenkstein aufstellen. Die bekannte Historikerin und Schriftstellerin Dr. Margareth Lun wird dann kurz über Geschichte und Bedeutung des Mussolini-KZs sprechen.

Im Anschluss wird der Wortgottesdienst-Leiter und früher Schützenhauptmann von Gummer, Karl Schroffenegger in Fürbitten und einem gemeinsamen Gebet an das Leid der im KZ internierten Gefangenen erinnern. Danach werden Vertreter des Gedenkkomitees am Gedenkstein einen Kranz niederlegen.

Für das Gedenkkomitee

Roland Lang

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