Gestern trafen sich SHB- Obmann Roland Lang und der politische Häftling Meinrad Berger mit Ubaldo Bacchiega, der die Gedenkfeiern für Luis Amplatz verbieten lassen möchte. Dabei brachten beide Seiten ihre Standpunkte vor, wobei der SHB klarstellte, dass in der Feuernacht 1961 alles getan wurde, damit keine Menschen zu Schaden kämen. Sollten die körperlichen Behinderungen von Bacchiega wirklich durch die Feuernacht verursacht worden sein, so war dies ein bedauernswertes Unglück. Bacchiega blieb bei seinem Standpunkt, dass auch damals die Attentate nicht das geeignete Mittel waren.
Bacchiega erklärte, dass seine Mutter am Zeitpunkt der Feuernacht im Juni 1961 im dritten Monat schwanger war. Seine Familie wohnte damals in der Riva del Garda Straße. Aufgeschreckt durch die Detonationen und die Ungewissheit sei sie sehr erschrocken. Ein Arzt habe später Bacchiega darauf aufmerksam gemacht, dass dies die Ursache seiner angeborenen Behinderungen sein könnte.
„Luis Amplatz war wie Andreas Hofer ein Freiheitskämpfer, die sein Leben für Tirol opferte. Dieser Menschen zu Gedenken ist unsere moralische Pflicht“ stellten Lang und Berger klar. Außerdem war die Herz-Jesu-Nacht 1961 ein Akt der Notwehr, als die besonders vom BAS Anführer Sepp Kerschbaumer durchgeführten Aktionen wie Briefe, Flugblätter, Hissen der verbotenen Tiroler Fahne und Hungerstreik keine Besserung der Lage für Südtirol brachten. Gerade der feige Mord an Luis Amplatz durch einen vom italienischen Geheimdienst bezahlten Mörder mache Amplatz zu einem echten Freiheitskämpfer, da er sein Leben für die Heimat opferte.
Einig war man sich, dass heute in Europa Gewalt und ungesetzliche Mittel niemals mehr zur Durchsetzung von Zielen gebraucht werden dürfen. Italien hat die Menschenrechtspakte unterschrieben und mit Gesetz 881 im Jahre 1977 das Selbstbestimmungsrecht der Völker ratifiziert. Damit kann das Selbstbestimmungsrecht ungehindert eingefordert werden. In den sechziger Jahren wurde dies mit lebenslangem Kerker (Anschlag auf die Einheit des Staates) bestraft.
Ubaldo Bacchiega erklärte sich bereit, für das geplante Museum des Südtiroler Heimatbundes über die sechziger Jahre eine Darstellung über sein Leben bzw. das seiner Familie in Zusammenhang mit der Feuernacht zur Verfügung zu stellen. Damit wird das Museum richtigerweise keine einseitige Geschichtsaufarbeitung zeigen, sondern das Schicksal von Menschen und Familien, die alle Opfer der nationalistischen Politik Italiens wurden.
Der Südtiroler Heimatbund gedenkt des feigen Mordes an Luis Amplatz am Sonntag, den 7. September am Tatort, den Brunner Mahdern im Passeiertal.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes