Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes: Doppelpass und vergessenes Kanaltal

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Zur 44. Bundesversammlung kamen am Samstag die Mitglieder des Südtiroler Heimatbundes im Raiffeisenhaus in Terlan zusammen. Obmann Roland Lang konnte mit Freude feststellen, dass jeder Stuhl im Saal besetzt war. Bei der Gedenkminute für die im vergangenen Jahr verstorbenen Freiheitskämpfer gedachte man auch der am Vormittag zu Grabe getragenen Maria Mitterhofer, der Gattin des Freiheitskämpfers Sepp Mitterhofer.

„Ich habe zwar manchmal mit Gott und dem Schicksal gehadert, ich gebe es offen zu, aber ich war, wie mein Mann, davon überzeugt, dass damals die Anschläge einfach notwendig waren und das hat mir in den acht Jahren des Wartens auf meinen Mann auch wieder viel Kraft zum Durchhalten gegeben.“ sagte einmal die Verstorbene. Für ihre Opfer für die Heimat erhielt Maria Mitterhofer zu Recht das Verdienstkreuz vom Land Tirol, so Roland Lang beim Totengedenken.

Unser Vaterland Österreich ist zum ersten Mal bereit, den Südtirolern die österreichische Staatsbürgerschaft anzubieten, stellte Roland Lang in seiner Ansprache fest. Doch kaum war das Koalitionsabkommen verkündet, erhob sich schon ein Italien weiter Protest-Chor.

Nicht ein italienischer Politiker fand sich bereit anzuerkennen, dass Österreich nichts anderes im Sinne hat, als das, was Italien schon 1992 und erweitert 2006 für seine Italiener in aller Welt, ausdrücklich auch in Istrien und Dalmatien, schon ermöglicht hat, nämlich die Staatsbürgerschaft des ehemaligen Vaterlandes. Italien hat damals europäisch beispielhaft gehandelt. Den Südtirolern will Italien das Gleiche vom österreichischen Vaterland nicht vergönnen.

Das österreichische Vaterland bitten wir, seine Maßnahme zum Doppelpass als souveräner Staat mit der gleichen Entschlossenheit durchzuziehen, die Italien gegenüber seinen eigenen Leuten bewiesen hat.

Es ist unverständlich, dass es in Europa wieder politische Häftlinge gibt, die wegen ihres Einsatzes für die Selbstbestimmung verfolgt und eingesperrt werden. Jeder europäische Staat, der sich zum Handlanger nationalistischer Staatsanwälte und Regierungen macht, handelt gegen jede Rechtsstaatlichkeit und gegen den Gedanken eines freien Europas der Völker und Regionen, beendete Lang unter Applaus seine Ansprache.

Mit der Begrüßung „Viil gaheerte Hèeren und Vraun, liabata Khsellen, ich bolüstiga-mich möganten prèchtan bon Kånåltol“ begann Luis Thomas Prader, Sekretär des Sprachinselkomitees, im dort gebräuchlichen Kärntnerdeutsch sein Referat über das Kanaltal.Wenn in Südtirol das Wort Kanaltal fällt, hört man fast immer die Frage „wo ist das?“

1759 erwirbt Kaiserin Maria Theresia das Tal und nun ist das Kanaltal Teil von Österreich/Habsburg.

Ab 1759 haben Tirol und das Kanaltal sozusagen eine identische Geschichte. In der Schule haben wir von Andreas Hofer gelernt und wie er sich gegen die Franzosen tapfer geschlagen hat. Im Kanaltal hat sich im Mai 1809 ein Österreichischer Hauptmann mit seinen 390 Soldaten gegen die 15.000 Franzosen gestellt. Hauptmann Friedrich Hensel war Siebenbürger Sachse aus Kronstadt (Brasov); er fiel in der Schlacht von Malborgeth; ihm ist dort auch ein Denkmal gewidmet.

Wird das Kanaltal auch bei der doppelten Staatsbürgerschaft wieder einmal vergessen sein? Ich meine, zumindest wir Südtiroler sollten dieses Tal und seine Menschen nicht vergessen, denn das Tal scheint mir doch ein kleines Südtirol zu sein, hoffentlich nicht mehr ein Vergessenes. Persönlich wünsche ich mir, dass das Kanaltal zumindest nicht mehr in diesen Kreisen hier ein vergessenes Südtirol sein möge, sondern einfach ein geografisch etwas entferntes Südtirol ist, zu dem wir doch auch sagen dürfen „und des Landl isch meins“. Mit der Bitte, dass möglichst viele der Anwesenden über das Pfingstwochenende an der Kulturfahrt des SHB ins Kanaltal teilnehmen und sich selbst ein Bild machen sollten, schloss Luis Prader seine Ausführungen.

Der Landtagsabgeordnete Bernhard Zimmerhofer ging in seiner Ansprache auf verschiedene politische Themen ein. So fragte er sich, wie glaubwürdig ein Landeshauptmann zur Unterschrift für einen Minderheitenschutz aufrufen kann und diesen mit den faschistischen Ortsnamen an die Südtiroler verschicken kann. Die Gesetzestexte müssen endlich so abgefasst werden, um für jeden Bürger verständlich zu sein. Auch die Anzahl der vielen Zweitwohnungen, die im neuen Urbanistikgesetz zu wenig bekämpft werden, wurden von Zimmerhofer kritisiert.

Mit einer angeregten Diskussion und dem Absingen der Landeshymne endete die Bundesversammlung.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

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