Geleitwort der unterfertigten Freiheitskämpfer

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Neben den schweren Misshandlungen an den politischen Häftlingen – mit Todesfolge bei Franz Höfler und Toni Gostner – hatten die Bewacher öffentlicher Einrichtungen den Befehl, ohne Vorwarnung zu schießen.

So wurden am 19. Juni 1961, eine Woche nach der Feuernacht, zwei junge Männer, Hubert Sprenger (Mals) und Sepp Locher (Sarnthein), unschuldig erschossen. Auch Peter Thaler, der beim italienischen Heer im Dienst war, wurde eine Woche später in Welsberg von einem italienischen Offizier „versehentlich“ erschossen.

Zahllose Hausdurchsuchungen – wobei es immer wieder zu menschenrechtswidrigen Übergriffen kam – wurden im ganzen Land durchgeführt. Mehrere Gasthöfe wurden für polizeiliche Zwecke beschlagnahmt, es herrschte regelrechter Ausnahmezustand.

Immer wieder ließ sich der italienische Staat, vertreten durch Carabinieri, Polizei und Geheimdienst, zu brutalen Übergriffen hinreißen. Der Meuchelmord an Luis Amplatz, ausgeführt von Christian Kerbler, war vom italienischen Geheimdienst gesteuert. Oder die unmenschlichen Repressalien in Tesselberg bei Bruneck, wo es nur einem mutigen Offizier, Oberstleutnant Giudici, zu verdanken war, dass nicht fünfzehn Tesselberger unschuldig erschossen worden sind. Das sind nur zwei Beispiele von vielen.

Auch die Südtiroler Volkspartei geriet unter Druck und lief Gefahr, aufgelöst zu werden, denn die Italiener glaubten, dass sie die Hände bei den Anschlägen mit im Spiel hatte. Wenn wir bei den Verhören den Mund aufgemacht hätten, dann wären wohl mehrere Spitzenfunktionäre der SVP mit uns hinter Gitter gewandert. Aber wir haben trotz Folterungen in dieser Hinsicht dicht gehalten und das war auch besser so. Allerdings hat es uns die SVP nachher nicht gedankt, denn sie hat uns Selbstbestimmungsbefürworter bekämpft, wo sie nur konnte, und das stellt den Vertretern dieser Partei kein gutes Zeugnis aus.

1976 bei der Landesversammlung der SVP in Meran hat uns dann der Obmann, Dr. Silvius Magnago, moralisch rehabilitiert. Ein Jahr zuvor hatte der damalige Ortsobmann der SVP und Bürgermeister von Ritten, Dr. Bruno Hosp, bei der Landesversammlung der SVP in einer patriotischen Rede die Rehabilitierung der politischen Häftlinge gefordert.

Die Gründe, welche zu diesem Auf- bzw. Widerstand in Südtirol gegen die italienische Staatsmacht geführt haben, werden im Buch selbst ausführlich dargelegt. Es war nicht möglich, alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen, denn das würde einerseits den Rahmen sprengen und andererseits sind viele nicht bereit, über diesen schweren Zeitabschnitt ihres Lebens zu reden, weil ihre Erlebnisse so einschneidend waren, dass sie sich ganz zurückgezogen haben.

Dieses Buch soll nur einen bescheidenen Einblick in die schicksalhafte Zeit der Sechzigerjahre geben und ist ein Versuch, den nachfolgenden Generationen zu zeigen, dass wir nicht aus Abenteuerlust, sondern aus Idealismus gehandelt haben.

Es war ein verzweifeltes Ringen, um unserem Volk, das sich sozial und volkstumspolitisch in einem Notstand befand, ein besseres Leben zu ermöglichen.

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