Protest gegen die Verherrlichung Mussolinis am Sitz des italienischen Olympischen Komitees CONI

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Nachstehendes Protestschreiben ist an das italienische Olympische Komitee CONI, an alle internationalen olympischen Komitees und an Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder in dessen Eigenschaft als Mitglied des CONI-Landes-Komitees für Südtirol ergangen. Darin wird die Beendigung der öffentlichen Mussolini-Verherrlichung in einem „Ehrensaal“ am Sitz des CONI in Rom verlangt!

 

An das
Internationale Olympische Komitee – International Olympic Committee (IOC)

An die
Nationalen Olympischen Komitees – National Olympic Committees (NOCs)

 

Terlan, im Juli 2013

Sehr geehrte Damen und Herren!

Der
Olympische Gedanke will Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern
fördern. In diesem Sinne legt die „Olympic Charter“ in der geltenden
Fassung vom 8. Juli 2011 in ihren „Fundamental Principles of Olympism“ in Punkt 2 verbindlich fest:

„The
goal of Olympism is to place sport at the service of the harmonious
development of humankind, with a view to promoting a peaceful society
concerned with the reservation of human dignity.“
(„Es
ist das Ziel der Olympischen Bewegung, den Sport in den Dienst der
harmonischen Entwicklung der Menschheit zu stellen, mit Blickrichtung
auf die Förderung einer friedlichen Gesellschaft, die um die Wahrung der
menschlichen Würde bemüht ist.“)

In Punkt 7 der „Fundamental Principles of Olympism“ ist verbindlich festgelegt:

„Belonging to the Olympic Movement requires compliance with the Olympic Charter and recognition by the IOC.“
(„Die
Zugehörigkeit zur Olympischen Bewegung erfordert Übereinstimmung mit
der Olympischen Charter und Anerkennung durch das IOC.“)

Neben dem Nationalsozialismus und dem italienischen Faschismus haben auch der Kommunismus und andere Terrorregime in den Jahrzehnten ihrer Schreckensherrschaft bewiesen, dass ihre Prinzipien in klarem Widerspruch zu den ethischen Prinzipien der Olympischen Bewegung und Idee standen und stehen.

In Bezug auf den italienischen Faschismus sind insbesondere folgende Gräueltaten zu nennen: Der Völkermord in Abessinien unter Einsatz von Giftgas gegen die Zivilbevölkerung, Deportation und teilweise Vernichtung der Zivilbevölkerung in Libyen, die Einführung der diskriminierenden Rassengesetze, die Verhaftung, Deportation und vielfach auch Ermordung der jüdischen Mitbürger, die Führung von Angriffskriegen
zu Eroberungszwecken, die Begehung von Kriegsverbrechen gegen die
Zivilbevölkerung in Russland, Slowenien, Kroatien und Griechenland, die
Einrichtung von Konzentrationslagern und Vernichtungslagern, sowie die Unterdrückung und versuchte kulturelle Auslöschung von Minderheiten.

Es
ist wohl selbstverständlich, dass kein Olympisches Komitee, welches den
Zielsetzungen der „Fundamental Principles of Olympism“ verpflichtet
ist, die Traditionen des Faschismus ehren und hochhalten darf.

Ich muss Sie, sehr geehrte Damen und Herren, nun über ein beklagenswertes Verhalten des italienischen Olympischen Komitees CONI in Kenntnis setzen:

Das CONI hat als seinen Sitz ausgerechnet die ehemalige „Accademia Fascista di Educazione fisica“ („Faschistische Akademie für Leibeserziehung“) in Rom ausgewählt.

Dieses Gebäude ist ein Teil des „Foro Mussolini“
(„Heute: „Foro Italico“) mit seinen Sportanlagen, faschistischen
Gedenksteinen und den Athletenfiguren, welche den vom Faschismus
angestrebten Heldentypus darstellen.

Das Verherrlichungs-Bild zeigt in der Mitte den „Duce“ und preist die Kriegstaten des Faschismus. Im oberen Teil des Bildes sehen wir Kampfflugzeuge wie jene, die in Äthiopien Gilftgasbomben auf die Zivilbevölkerung warfen, wir sehen eine Siegesgöttin mit Schwert und Lorbeerkranz sowie Kriegsschiffe, Milizsoldaten und einefaschistische Terrorgruppe der „Arditi“ mit ihrer schwarzen Fahne, welche einen Totenkopf mit einem Dolch zwischen den Zähnen zeigt.

Am 15. Mai 2013 tagte in diesem „Salone d’Onore“ der „Consiglio Nazionale del CONI“ („Nationale Rat des CONI“) unter dem Vorsitz von Präsident Giovanni Malagò.

Bei dieser Gelegenheit ergriff auch die damalige Staatsministerin für Sport, Josefa
Idem, das Wort. Sie hielt ihre Ansprache vor dem überdimensionalen
Gemälde der Verherrlichung des Faschismus, ohne dass ein Wort der Kritik
über ihre Lippen kam.

Es ist Besorgnis erregend, dass eine
derartige Verherrlichung des Faschismus weder bei der Führung des CONI
noch bei Repräsentanten des Staates Anstoß erregt, sondern offenbar zur
Normalität geworden ist.

Dieser faschistisch ausgeschmückte
„Salone d’Onore“ wird auch gerne Ehrengästen gezeigt, wie
beispielsweise dem Modeschöpfer Giorgio Armani. Diesen hat man
anschließend auch durch das „Foro Mussolini“ („Foro Italico“) geführt,
wo heute noch ein Obelisk an „Mussolini – DUX“ erinnert.

Alle hier von mir genannten Tatsachen sind objektiv nachprüfbar.

Es
ist heute Gott sei Dank nicht mehr denkbar, dass ein deutsches
Olympisches Komitee in einem nationalsozialistischen Ehrensaal vor einem
riesigen Hitler-Bild tagen könnte und dass dort sogar noch ein
deutscher Minister unter diesem Bild seine Ansprache halten würde.

Sollte
so etwas geschehen, würde es in Deutschland und auch international
einen Aufschrei der Empörung geben und die Staatsanwaltschaft und die
Gerichte würden sofort einschreiten.

Es ist aber auch in anderen
Staaten nicht denkbar, dass olympische Komitees ihre Tagungen vor
Verherrlichungsbildern von Diktatoren, Gewaltherrschern und
Massenmördern abhalten könnten, ohne dass unüberhörbarer Protest laut
würde.

In Italien gehen die Uhren leider anders. Daher richte ich
als Südtiroler und als Mitglied einer Volksgruppe, die unter dem
Faschismus schwer zu leiden hatte, auch im Namen zahlreicher meiner
Mitbürger den Appell an Sie, sehr geehrte Damen und Herren, auf das
italienische CONI einzuwirken, sein Verhalten zu ändern und einen
anderen Verbands-Sitz zu wählen.

Das Verhalten des CONI ist für
uns Südtiroler auch besonders demütigend, weil an den Winterolympiaden
zahlreiche deutschsprachige Südtiroler teilnehmen und zeitweise sogar
die Mehrzahl der von dem CONI nominierten Teilnehmer stellen.

Roland Lang
Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB)

 

 

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